... wohl die Folge des allgemeinen Musik-Geschmacks der 1950er bis 1970er Jahre; eine Begeisterungswelle für die Blechbläsermusik, die letztendlich auch zu der Entstehung des Wormser Barockbläserensembles führte. In der Evangelischen Matthäusgemeinde in der Karl-Marx-Siedlung wurde durch Pfarrer Ott und Diakon Heinz Knodt der Kirchenvorstand dafür gewonnen, am 8. Mai 1964 den entscheidenden Beschluss zu fassen: Rückwirkend zum 1. Januar 1964 wurde Heinz Knodt mit der Leitung des Posaunenchors der Ev. Matthäus-Gemeinde beauftragt. Aus diesem Posaunenchor ging dann das Wormser Barockbläserensemble hervor, das bald seine neue Heimat in der Ev. Magnus-Kirchengemeinde finden sollte.
Heinz Knodt war leidenschaftlicher Anhänger der Original-Barockmusik, und setzte diese Idee auch mit Nachbauten von Barockinstrumenten um. Die Besonderheit war die enge Mensur. Im Unterschied zu der heutigen Bauweise hatten die Posaunen einen sehr kleinen Schalltrichter. Einige der damaligen Posaunisten besitzen heute noch ihre „Barock-Posaune“, hergestellt in Handarbeit vom Instrumentenbauer Enders in Mainz. Die Trompeter spielten dagegen auf modernen Instrumenten mit Drehventilen und das besondere Markenzeichen von Heinz Knodt war eine Trompete in sehr kleiner Bauform, bestens für die besonders hohen Tonlagen geeignet.
„Original Barock“ war dann allerdings Knodts Zink, eine Holztrompete mit Grifflöchern ähnlich einer Flöte, jedoch mit Trompeten-Mundstück. Sein Zink war besonders unverwechselbar, aus Not hatte er es mit einer Schlauchklemme repariert, da es durch einen Riss zu zerfallen drohte.
Zu den Barockbläsern zu gehören, war eine große Ehre für viele junge Leute. Heinz Knodt hat durch intensive Nachwuchsarbeit eine entsprechend große Zahl an Bläsern ausgebildet, es mögen um die 300 Bläser gewesen sein. Unterstützt wurde er dabei von dem Trompeter Reinhold Ross, der ihm vor allem durch die Ausbildung von Trompetern unter den Schülern des Gauß-Gymnasiums Worms zuarbeitete.
Auf Heinz Knodt geht auch das typisch barocke „Turmblasen“ in Worms zurück - damals an den ersten Samstagen in der Vorweihnachtszeit. Am Anfang gingen die Klänge des Choralblasens, das zunächst noch auf dem Turm der Dreifaltigkeitskirche zelebriert wurde, im Straßenlärm fast unter. Aber der Impuls hat Früchte getragen. Denn seit 1990 findet dieses Musizieren immer mehr Resonanz - zum einen unter den Bläsern, „die da auch gerne mitmachen möchten“ (darunter auch viele „Ehemalige“), zum anderen unter den Zuhörern. Die reisen sogar aus weiterer Entfernung an, um zwischen dem Turm der Magnus-Kirche und dem Südwestturm des Domes den Advents- und Weihnachtsliedern zu lauschen (und mitzusingen), die sich die etwa 35 Bläser gegenseitig zuspielen. Es kann kein größeres Kompliment geben, als die Tatsache, dass das Turmblasen in der Region auch andernorts Nachahmung gefunden hat!
Bis zu seiner Pensionierung und dem darauf folgenden Wegzug aus Worms im Jahr 1997 leitete Heinz Knodt das Ensemble. Es wurde danach übergangsweise von Klaus Knorr weitergeführt, und seit 1999 musiziert es nun unter der Leitung von Holger Weiß.
Der Name „Wormser Barockbläserensemble“ ist erhalten geblieben. Seine Musik aber hat sich modernen Zeitströmungen geöffnet: Den reinen Barockstücken, die ihren Reiz keineswegs verloren haben, stellen die Musiker moderne und zeitgenössische Bläsermusik bis hin zu Pop- und Swing-Stücken gegenüber. Was aber geblieben ist und die Gruppe attraktiv macht, ist das Bemühen um Perfektion. „Besser“ geworden ist das Ensemble, an der Perfektion arbeitet es ständig weiter.
Das Ensemble gestaltet Gottesdienste in der Magnuskirche mit, ist von 2007 an jedes Jahr mit einem Auftritt zur Wormser Kulturnacht beteiligt und gibt in zwangloser Reihenfolge auch weitere Konzerte. Besonders häufig sind die Barockbläser in der Advents- und Weihnachtszeit zu hören, z.B. beim Adventsblasen am Schloss Kleinniedesheim und natürlich beim Turmblasen in Worms.